Author: Lauren Stassi, Massapequa, NY USA
Date: Jun 05, 2003 01:25
Size: 1200 x 1600
Type: jpg
User's short description: still life of my kitchen table
Geliebtes Chaos ...
Es ist in der Regel gar nicht so einfach, ein richtig schönes, geordnetes Stilleben zu gestalten. Um so schwieriger wird die Angelegenheit, wenn das Stilleben jedoch das wahre Durcheinander und Chaos zeigen und trotzdem eine starke Ausdruckskraft innehaben soll.
Das Foto von Lauren Stassi zeigt uns offensichtlich lediglich die wie zufällig von ihm vorgefundenen, belanglosen Dinge, belassen in ihrer ursprünglichen Anordnung mit fast dokumentarischer Emotionslosigkeit. Es wirkt völlig spontan, planlos, beiläufig, ja beinahe schlampig aufgenommen. Der Fotograf scheint sich keinerlei Gedanken gemacht zu haben über den bildgestalterischen Aufbau seiner Aufnahme, über Perfektion der Technik oder der Lichtführung. Sein Bild ruft den Eindruck hervor, der Prozess des Fotografierens sei ihm eher lästig gewesen in der verzögerungsfreien Verwirklichung seiner schnellen Idee, diese zufällige Konstellation der Dinge bildmäßig zu manifestieren.
Wie gesagt, diese Assoziationen empfinde ich persönlich beim Betrachten dieser Fotografie. Allerdings empfinde ich ebenso eine starke, intensiv emotionale Ausstrahlung des Bildes. Und je länger ich diese Ausstrahlung auf mich wirken lasse, um so mehr muss ich zweifelnd feststellen: Es könnte sich doch alles ganz anders verhalten, als vorstehend von mir skizziert.
Vielleicht ist der Fotograf sehr wohl mit Plan, Absicht und Gestaltungswillen an seine Aufgabe herangegangen. Vielleicht wollte er mit diesem Foto in voller Absicht genau diese Wirkung von Banalität und Beiläufigkeit vermitteln. Wenn das tatsächlich der Fall ist, dann hat er dieses in geradezu vollkommener Weise geschafft, dann ist sein Ergebnis eine wirklich großartige Leistung.
Wie auch immer es also entstanden ist, das Foto von Lauren Stassi gefällt mir richtig gut. Es besitzt gerade in all seinen Unzulänglichkeiten seinen eigenen Charme und hintergründigen Reiz.
Ein Teil dieser Unvollkommenheit zeigt sich in dem sehr ausgeprägten Lichtabfall nach hinten, verursacht durch die Verwendung eines kleinen, direkt eingesetzten Blitzlichts geringer Reichweite. Ich habe auf meinem ersten Korrekturbeispiel diesen Lichtabfall reduziert. Sie erkennen sicher, dass das Foto dadurch vielleicht ausgeglichener und „schöner” wird, aber auch viel von seinem spannungsbeladenen Schnappschuss-Charakter und von der charmanten Unvollkommenheit verliert. Also wird das Bild dadurch nicht wirklich besser.
Andererseits kann man diese Unvollkommenheit aber auch noch über das bereits vorhandene Maß hinaus forcieren. Das habe ich in dem zweiten Beispiel probiert. über Korrekturen in Kontrast, Helligkeit und Farbdichte sowie unter Anwendung des Photoshop®-Filters „Körnung” bin ich zu diesem Ergebnis gekommen. Jetzt wirkt das Bild noch ein ganzes Stück unvollkommener. Für meinen Geschmack ist es jetzt aber zu sehr modisch orientiert, zu trendy.
Also, doch lieber einfach alles so belassen wie es ist. Das gefällt mir immer noch am besten!
Trackingnumber: tutor-001651
Author: Friedrich Teschmer, Gelsenkirchen, Deutschland
Date: Jun 10, 2003 22:18
Size: 1200 x 224
Type: jpg
User's short description: Ort: Wissenschaftspark Gelsenkirchen / Zeit: In der Abenddämmerung / Kamera: Fuji FinePix 4700zoom / Bildbearbeitung mit Photoshop Elements 2.0 / Panorama-Erstellung mit Photoshop Photomerger
Richtig viel Arbeit,
die sich Friedrich Teschmer hier gemacht hat. Dazu braucht es das richtige Equipment und eine gute Einarbeitung in die Software der digitalen Bildbearbeitung.
Die vom Fotografen hier angewendete Methode ist eine gute Möglichkeit zur Erstellung ganz extrem weitwinkliger Aufnahmen, auch wenn man über die sonst für eine solche Darstellung notwendigen extremen Weitwinkel-Objektive nicht verfügt. Es werden von identischem Standort einfach mehrere Aufnahmen eines Objekts angefertigt, indem die Kamera von Belichtung zu Belichtung immer etwas gedreht wird. Damit die einzelnen Fotos nachher auch gut passen, ist die Verwendung eines Stativs eigentlich unabdingbar. Außerdem müssen sich die Bildausschnitte immer etwas überschneiden. Am einfachsten und schnellsten geht das Ganze natürlich mit der Digitalkamera. Aber auch mit ganz normalen, analog arbeitenden Apparaten lässt sich das machen, wenn man die Möglichkeit hat, die Negative oder Dias anschließend in guter Qualität einzuscannen. Die eigentliche Arbeit beginnt aber dann erst in der Bildbearbeitung. Dazu braucht man aber spezielle Software, z.Bsp. „Photoshop® Photomerger”, wie hier vom Autoren angewandt, oder „PhotoStitch”.
Ausschlaggebend für ein zufriedenstellendes oder ,noch besser, für ein perfektes Ergebnis ist in jedem Fall aber eine gute Planung und eine saubere Ausführung. Im Bild von Friedrich Teschmer ist das leider nicht so voll überzeugend gelungen. Sehr deutlich sind noch die Ansätze der einzelnen Aufnahmen zu erkennen, vor allem im Bereich des Himmels jeweils in der Mitte der linken und rechten Bildhälfte. Diese Helligkeitsunterschiede im Himmel hätte er aber ohne großen Aufwand mit den normalen Werkzeugen von Photoshop® bearbeiten können - das wurde vielleicht im Eifer des Gefechts einfach vergessen. Die Ursache für diese unterschiedlichen Dichten des Himmels könnte übrigens darin bestehen, dass seine Kamera an den Randzonen des Bildformats eventuell leicht vignettiert. Ich habe diese Erscheinung schon des öfteren bei einigen sogenannten Amateurkameras beobachtet.
Es ist aber sehr einfach, seine Kamera daraufhin zu überprüfen. Dazu fotografiert man eine gleichmäßig graue Fläche in schattenloser, diffuser Beleuchtung (also etwa an einem bedeckten Tag im Freien), das kann beispielsweise ein großer Bogen Karton sein. Diese Aufnahme lässt sich dann in Photoshop exakt ausmessen. Bei einer guten Kamera, bzw. einem guten Objektiv, sollen die Dichtewerte in der Mitte des Bildes von denen an den Bildrändern nicht oder nur in ganz geringem, zwar messbaren — aber nicht sichtbarem Maße abweichen.
Zurück zum Foto von Herrn Teschmer.
Er hat diese Aufnahme zwar in der Abenddämmerung gemacht, aber eigentlich ist das kein Grund, dass das Foto so flau und kraftlos wirkt. Da müsste ganz eindeutig der Kontrast etwas angehoben werden. Auch Dämmerungs-Fotos dürfen irgendwo ein richtiges echtes Schwarz zeigen.
Und dann gibt es noch etwas, was mich nun aber richtig ärgert.
Diese von ihm angewandte Technik ist nun gerade dazu prädestiniert, ein Objekt — also hier die moderne Architektur — in beieindruckend großzügigem Stil dazustellen. Warum in aller Welt wählt der Fotograf aber hier den Bildausschnitt so knapp, dass der obere Bildrand in ganz unangenehmer Weise mit der oberen Kante des Hauses tangiert. Hier hätte der Fotograf entweder die Kamera ganz leicht anheben oder a priori den Aufnahmeabstand etwas größer wählen müssen. Beides hätte sofort geholfen und das Bild mit sehr viel mehr Überzeugungskraft ausgestattet.
Wirklich sehr schade.
Bei allen Mängeln, die das Produkt seiner Aufnahmen und der anschließenden Bearbeitung noch aufweist, ist dem Fotografen hier unbedingt anzuerkennen, dass er Mut zum Experiment hatte und sich vor aufwendiger Arbeit nicht gescheut hat. Ich bin sicher, dass er mit etwas Routine demnächst noch viel bessere Ergebnisse erzielen wird.