Author: Ryan Dudley, Calgary, Alberta - Canada
Date: Nov 02, 2004 05:51
Size: 650 x 491
Type: jpg
User's short description: This image perhaps falls into a catigory known as fine art or artistic photography. This image is a composite. Two photos (both captured by me) and prosessed to produce somthing different. Your thoughts on the subject, and my immage would be apreciated.
James Dean ?
Das ist wie eine Erinnerung an alte Kinozeiten: an die riesigen gemalten Filmplakate, an die merkwürdige Farbigkeit der damaligen Filme und an die unbezähmbaren Haartollen der wilden jungen Generation.
Obwohl das von Ryan Dudley aus Kanada eingeschickte Bild gemäß seinen eigenen Angaben aus zwei eigenständigen und unabhängigen Aufnahmen zusammengesetzt wurde, und somit in dieser Form nicht ausschließlich als pure fotografische Leistung verstanden werden kann, vermittelt es doch einen überaus realen und authentischen Eindruck. Diese Glaubwürdigkeit des Bildes entsteht durch überzeugende und konsequente Ausarbeitung der Bildidee sowie durch die Perfektion in Anwendung und Technik des Composings.
Das vom Autor dem eigentlichen Motiv des Männerportraits zugefügte Hintergrundfoto scheint mir ursprünglich die Abbildung eines steinernen Fußbodens gewesen zu sein. Das klingt vielleicht ein wenig merkwürdig, aber die Wahl dieser Aufnahme zur Verwendung als Hintergrund war ein wirklich guter Griff. Struktur und Materialeigenschaften harmonisieren überzeugend mit der Portraitaufnahme. Darüber hinaus ist es dem Fotografen trotz des völlig unterschiedlichen Aufnahmewinkels überragend gut gelungen, die Perspektive des Bodens der einer tatsächlichen Hintergrundwand anzunähern. Dass er dabei die Linien der Plattenfugen, entgegen der den Sehgewohnheiten entsprechenden Erfahrungen, in aufsteigender Diagonale ins Bild gesetzt hat, trägt - obwohl auf den ersten Blick befremdlich anmutend - zu erheblicher Steigerung von Dynamik und Dramatik seines Bildes bei. Ebenso perfekt erarbeitet ist die Angleichung der Helligkeitswerte des Hintergrundes an den Lichtverlauf in der Portraitaufnahme. Dass es dabei zu einem leichten Halo-Effekt mit einem geringfügig aufgehellten Kranz rund um die Person kommt, wirkt sich überhaupt nicht nachteilig aus, zumal gerade in der Portraitfotografie dieses Stilmittel häufig eingesetzt wird.
Die Positionierung des Portraits in Asymmetrie leicht links außerhalb der Bildmitte ist absolut richtig und perfekt. So führt der Blick des Mannes nach außen nicht zu einem Konflikt mit den Begrenzungen des Bildes, es verbleibt ausreichend Raum in Blickrichtung.
All diese Qualität in der Technik des Composings würde dem Bild natürlich nichts nützen, wenn sie nicht auch in der Ausführung der Portraitaufnahme als Hauptmotiv ihre Entsprechung finden würde.
Zum Glück aber beweist der Fotograf auch hier sein ganzes Können. Die sparsame Lichtführung mit der eindeutigen Definition eines leicht diffusen Lichteinfalls von rechts, erinnernd an die Beleuchtung mittels eines nicht dem direkten Sonnenlicht ausgesetzten Fensters, führt zu einer feinen Modulation der Helligkeiten. Es arbeitet die Strukturen von Haut, Haaren und Bekleidung sehr gut heraus und lässt auch die Falten sichtbar bleiben, ohne sie über das zuträgliche Maß hinaus hart zu kontrastieren. So bleibt auch die Wirkung der betont Skepsis ausdrückenden Stirnfalten des jungen Mannes erhalten, was insofern Bedeutung erlangt, als auch dessen gesamter Gesichtsausdruck mit seinem Blick aus den Augenwinkeln heraus und der leicht verzogenen Mundstellung diese Skepsis vermittelt.
Mit Sicherheit hat der Fotograf in seiner Bearbeitung auch an der Farbstellung der Aufnahme manipuliert. Er zeigt uns ein Bild von extrem zurückhaltender Farbigkeit mit einem gewissen morbiden Touch. Das wirkt zwar leicht gekünstelt, entspricht aber exakt der von ihm im Bild eingearbeiteten Stimmung. Seine Absicht ist deutlich spürbar und durchaus nicht verwerflich: er möchte dem von ihm abgebildeten Menschen ganz bestimmte Eigenschaften und Charaktere zuweisen, die er als solche typisch für sein Objekt empfindet. Dass wir dieses in seinem Bild zu erkennen vermögen, ja sogar ganz geradlinig darauf hingeführt werden, spricht für den Erfolg seiner Absicht.
So können wir nur zu einem einzigen Ergebnis kommen: supergut !