Author: Walter Korinek, Nürtingen, BW - Germany
Date: Jan 02, 2005 19:50
Size: 743 x 515
Type: jpg
User's short description: Vorab gesagt: Dies Bild ist ein künstliches Konstrukt. Ausgangspunkt war eine Dämmerungsaufnahme des Hauptmotivs — Spaziergänger auf Feldweg. Dazugefügt habe ich einen Vollmond aus meinem Archiv sowie mit dem PS-Malwerkzeug einige Sternlein am Himmelszelt. Das Ganze am Rande abgedunkelt, teilweise weichgezeichnet und farbig überdeckt und mit Gold einige Stellen nachbetont. / Kamera: Dimage 7i, 1/60 s bei Blende 4,5 und ISO 800
Zum Ende des Winters noch einmal ein Winterbild ...
Wie man sieht, kann auch weitgehende digitale Manipulation am Bild zu einem guten und anständigen Ergebnis führen, vor allem dann, wenn man über entsprechendes Fingerspitzengefühl verfügt und guten Geschmack.
Der Autor dieser digitalen fotografischen Komposition versichert uns glaubhaft, dass nur wenig an seinem Bild dem entspricht, was er in Realität mit seiner Kamera vorgefunden hat. Immerhin aber zeigt uns sein Foto eine Szene, welche in dieser Form tatsächlich hätte vorkommen können. So muss sein Eingriff auch nicht als Schaffung einer künstlich synthetischen Welt gelten, sondern kann ähnlich beurteilt werden wie die Nachbildung der Wirklichkeit im Theater, im Film, oder im weiten Feld der professionellen Werbefotografie, wo durch Setbau oder durch Nachbearbeitung ebenfalls so wie bei seinem Bild eine vorstellbare Realität nachgebaut wird.
Die Motivation für diese Manipulationen am wahren Bild ist schnell gefunden. Natürlich wollte der Fotograf seine Aufnahme zu einem für sein Empfinden besseren Ergebnis führen und ihr die von ihm gewünschte Stimmung und Bildaussage vermitteln. Insofern kann ich in dieser Methode, eine Fotografie nachträglich zu bearbeiten und zu verändern, nichts Verwerfliches sehen. Digitales Composing und Korrekturen mit Bildbearbeitungs-Software sind lediglich neue Werkzeuge in neuer Technik. Auch die Bildermacher der klassischen Fotografie haben ihre Aufnahmen zur Optimierung manipuliert, nur eben mit anderen Werkzeugen — auf dem Negativ durch Retusche mit Bleistift, Pinsel oder Chemikalien, beim Vergrößern in der Dunkelkammer durch Nachbelichtung, Abwedeln, Mehrfachbelichtungen bis hin zur Verwendung von Nylonstrümpfen als Weichzeichner.
Ausschlaggebend ist letztendlich nicht die Art des Werkzeuges, welches man zu einer Bildmanipulation einsetzt, sondern ausschließlich die Güte des mit diesem Werkzeug erreichten Ergebnis. In der Fotografie gilt eben nicht: der Weg ist das Ziel. Wichtig ist nur, eine Antwort zu finden auf die Frage, ob eine Fotografie ein gutes oder ein nicht so gutes Bild darstellt.
Leider nämlich geschieht es sehr oft, dass den Fotografen bei der Arbeit an der digitalen Bildbearbeitung die Pferde durchgehen. Da wird dann auf Teufel komm raus zusammengestrickt und verfremdet — Hauptsache man zeigt, was für tolle Möglichkeiten man beherrscht. Am Ende findet sich dann oft genug ein Bildergebnis, welches die Grenze des guten Geschmacks längst überschritten hat und nur noch als Kitsch bezeichnet werden kann.
Die uns von Walter Korinek eingeschickte Aufnahme einer Winterlandschaft in der Dämmerung gehört für mich auf jeden Fall zur besseren Hälfte in dieser Bewertung. Sein Bild ist harmonisch und sauber gestaltet, die Verteilung der Bildelemente im Raum mit der tiefliegenden Horizontlinie wirkt sehr ausgewogen und verleiht dem Foto eine glaubwürdige Ausstrahlung von Ruhe. Die Abdunkelung des Bildes nach außen hin zu den Bildrändern konzentriert den Blick in der Bildmitte, was wegen der Helligkeit des vom Autor eingesetzten Vollmondes aber nicht zu einem erstarrten Verharren führt. Die beiden Personen mit ihrem Hund sind weit genug vom Betrachter entfernt, um das Bild nicht zu dominieren, dennoch bilden sie durch die Platzierung in der Mitte der Bildgewichtung den Angelpunkt des Motivs. Die Verteilung der Baumgruppen geben eine gute räumliche Tiefe und lassen die Weite der flachen Landschaft erfühlen. Mit der Farbverschiebung ins Blau verstärkt der Fotograf die der Dämmerung entsprechende Stimmung und lässt die Kälte des Winterabends nachempfinden. Nicht ganz dazu passen will allerdings der warne Farbton des Mondes, welcher zwar einen netten Gegenpol darstellt zur Kälte des Blaus, aber in silbrig schimmernder Erscheinung das Gefühl von winterlicher und abendlicher Mystik gewiss noch weiter erhöht hätte.
In seiner Beschreibung erwähnt der Autor die von ihm eingesetzten Sterne am Abendhimmel. Leider aber kann ich die nirgends finden, so groß ich das Foto am Bildschirm auch aufziehe. Wo sind diese Sterne wohl verloren gegangen? Hat da die Datenübertragung der technischen Qualität des Bildes einen Hemmschuh in den Weg gelegt, oder hat uns Walter Korinek vielleicht nur eine falsche Version seiner Aufnahme zugeschickt?
Wie dem auch sei, das Fehlen der Sterne stört mich keineswegs, für mich ist dieses Bild auch ohne sie eine gute fotografische Leistung.
Als letzte Frage bleibt für mich nur, wer wohl dieses Motiv unter die Kategorie „People” eingeordnet hat. Meiner Empfindung nach ist es ganz eindeutig ein Landschaftsfoto.