Author: Guy Boudreau, Rivière-du-Loup , QC - Canada
Date: Nov 27, 2004 02:17
Size: 750 x 636
Type: jpg
User's short description: Cette jeune fougère s'épanouit devant un verâtre vert. Notre regard est naturellement attiré par les arabesques qu'elle décrit.
Harmonie der natürlichen Form — harmonische Form der Natur — formale Natürlichkeit der Harmonie
Oft sind es die einfachen, kleinen, genial gestalteten Erzeugnisse der Natur, die uns mit ihrer Vollkommenheit überraschen. Es liegt lediglich an uns selbst, unsere Sinne für diese Dinge zu schärfen, dann können wir ganz viele solche kleinen Wunder entdecken.
Manchmal muss man als Fotograf gar nicht viel dazu beitragen, um ein Bild idealer Form zu erreichen. Manchmal reicht es eben, diese Form zu entdecken und sie so genau wie möglich zu dokumentieren. Gerade in der vielfältigen Formensprache der Natur zeigt sich immer wieder, dass die Evolution zum absolut perfekten Design führt. Wenn wir den Begriff Design definieren als die Formgebung, welche die beste und schönste Erscheinung verbindet mit dem besten Nutzen, dann ist die Natur der Inbegriff des Designers überhaupt.
Naturgemäß erleichtert die Abbildung eines schönen Objektes auch das Gelingen eines schönen Bildes. Nur sollten wir uns tunlichst vor der Annahme hüten, dass allein mit der Wahl eines solchen Motivs schon der Erfolg unseres fotografischen Tuns garantiert ist. Denken wir nur an die Millionen von Bildern des Sonnenuntergangs, die ständig produziert werden. Obwohl es sich dabei um ein atemberaubend schönes Motiv handelt, sind die wenigsten dieser Fotos als gut zu beurteilen, allenfalls noch als gerade erträglich kitschig. Einem schlechten Fotografen kann es durchaus gelingen, auch die Aufnahme des perfektesten Objekts fotografisch zu verderben.
Ein Glück, dass Guy Boudreau aus Kanada nicht zu diesen schlechten Fotografen gehört. Im Gegenteil, man merkt seiner Fotografie des jungen Farntriebes deutlich an, mit welch starkem Einfühlungsvermögen und hoher gestalterischer Sicherheit er sie sich erarbeitet hat. Er hat es vortrefflich verstanden, dieses kleine Gewächs als lohnendes Motiv zu erkennen, dafür die richtige Perspektive zu finden und auszuwählen, und es letztendlich in überzeugender Manier ins Bild zu setzen. Obwohl die Aufnahme in monochromer Farbigkeit auf das Grün der Pflanzen reduziert ist, kommt keine Langeweile auf. Sie zeigt ordentliche Kontraste und gute plastische Abbildung. Der schwungvoll gerundeten Ornamentik des Farns steht die strahlenförmige Anordnung der großflächigen Blätter des Hintergrunds entgegen. Da der Fotograf jedoch diesen Hintergrund in weicher Unschärfe belässt, stören sich diese gegensätzlichen Strukturen keineswegs, sondern unterstützen sich gegenseitig. Als guten Erfolg dieses Schärfenunterschiedes registrieren wir, dass sich der Trieb des Farnes trotz der gleichartigen Farbigkeit absolut perfekt hervorhebt und äußerst plastisch im Raum steht.
Ein gutes Stück Anteil an der hervorragenden Darstellung des Motivs hat die vom Autor gewählte stark diffuse Beleuchtung, welche zwar ausreichend moduliert, aber keine extremen und störenden Schatten erzeugt. Trotzdem reichen die so erzielten Kontraste aus, die Körperhaftigkeit der kleinen Blätter ordentlich herauszuarbeiten und ein zartes Spitzlicht auf den Blattstiel zu setzen.
Guy Boudreau hat die Perspektive so gewählt, dass das optische Zentrum seiner Aufnahme leicht außerhalb der eigentlichen Bildmitte liegt. Es befindet sich im oberen Bereich des Farntriebes in Übereinstimmung mit dem gedachten Mittelpunkt der strahlenförmig angeordneten Blätter des Hintergrundes. Diese Anordnung verhilft dem Blick des Betrachters zu freier Beweglichkeit auf dem Bild, ohne vom geometrischen Zentrum des nahezu quadratischen Formats gefangen zu sein.
Auch der vom Fotografen gesetzte Bildausschnitt kann ohne Einschränkung als perfekt beurteilt werden. Im unteren Bereich des Bildes lässt er den Rundungen des Farn ausreichend Raum und setzt den Anschnitt der untersten Blätter - welcher nun notgedrungen doch an irgendeiner Stelle gemacht werden muss — exakt so, dass wichtige Linien nicht unnötig zerstört werden.
Wir haben es bei dieser Aufnahme mit einer hervorragend gesehenen, wohltuend ruhigen, technisch absolut sauberen und perfekt gestalteten Fotografie zu tun. Deshalb gibt es auch eine eindeutige Beurteilung:
sehr gut und sehr schön.