Author: Ulrike Fuge, Wolfsburg, Deutschland
Date: Jul 03, 2002 17:07:23
Size: 1536 x 2048
Type: jpg
User's short description (001023): Menschen zu fotografieren finde ich persönlich am schwierigsten. Dieses Foto allerdings gefällt mir mal ganz gut, weil ich finde, dass der Ausdruck der Person recht gut mit dem Hintergrund harmoniert. Vielleicht sehe aber auch nur ich das so? Das Foto wurde mit einer Minolta Dimage S 304 aufgenommmen.
User's short description (001024): Ich habe lange nach dem richtigen Standort gesucht, um ein Foto zu machen, das die Wirkung dieses roten Tores auf mich wiedergibt. Das Foto habe ich mit meiner Minolta S304 gemacht, die ich seit einem guten halben Jahr mein Eigen nenne. Die Digital-Fotografie hat mir erst die richtige Freude am Fotografieren eröffnet, weil sie die Exerimentierfreude sehr unterstützt. Ich hoffe, dass ich irgendwann mal das Stadium des „Knipsens” verlassen kann, daher bin ich für Verbesserungsvorschläge sehr dankbar.
Ausnahmsweise werden hier jetzt gleich zwei Fotos einer Fotografin gemeinsam besprochen. Nicht etwa weil sich diese Bilder besonders ähnlich wären, sondern weil meine überlegungen und Beurteilungen über diese zu nahezu identischen Ergebnißen geführt haben.
Als Erstes sind mir die umfangreichen und ausführlichen Beschreibungen aufgefallen, die Ulrike Fuge ihren Fotografien mitgegeben hat. Diese lassen mich darauf schließen, daß sie sich intensive Gedanken über ihre Fotos macht und außerdem sowohl zu den Ergebnissen ihrer fotografischen Bemühungen als auch zu den abgelichteten Objekten eine ausgeprägte emotionale Bindung besitzt.
Das ist vordergründig auch nicht falsch und sollte auch nicht unterdrückt werden. Es ist aber deutlich spürbar, dass diese Emotion sie daran hindert, ihre Bilder wirklich nüchtern und mit Abstand zu beurteilen.
Denn leider: das was sie uns in ihren Beschreibungen verheißt, kann ich dann in den Bildern nicht finden.
Betrachten wir uns zuerst einmal das Bild des roten Tores.
Wenn die Fotografin uns in ihrer Beschreibung nicht mitgeteilt hätte, daß es in ihrem Bild um dieses rote Tor geht, ich hätte es als Teil der zufällig vorhandenen Umgebung angesehen und den felsigen Abbruch der Küste als das Thema des Fotos verstanden. Mein Blick wird in Wahrheit vor Allem von dem in skurrilen Windungen am Felsen hängenden Kletterseil gefangen. Dazu kommt, daß es auf diesem Bild so einige Details gibt, die einfach störend wirken und mich noch weiter vom Thema ablenken, wie zum Beispiel das weiße Straßenschild am rechten Rand und der nach oben aus dem Bild laufende graue Mast. So ist der Sinn der Aufnahme - jedenfalls bei mir - nicht erreicht worden.
Wie also müsste nun eine Fotografie dieses roten Tores aussehen, damit sie die Intention des Themas wirklich transportieren kann?
Vermeiden Sie bitte als Wichtigstes den geradezu klassischen Fehler, so viel wie möglich aufs Bild bekommen zu wollen. Es wird immer wieder gerne gemacht, das eigentlich bildwichtige Element irgendwo ganz klein und unscheinbar auftauchen und in der Flut von Umgebung und Beiwerk vollkommen untergehen zu lassen. Ulrike Fuge möchte gerne - nach ihren eigenen Worten - das Stadium des „Knipsens” verlaßen. Wenn sie es schafft, auf die Dinge zuzugehen und „Kontakt” mit ihnen aufzunehmen, hat sie schon einen großen Schritt in die richtige Richtung unternommen.
Als Anregung beschreibe ich hier, wie ich selbst dieses Tor fotografiert hätte:
Zunächst wählte ich einen Standpunkt auf der Straße direkt dem Tor gegenüber, so dass der Bildausschnitt unten gerade die Treppenstufen und das Geländer einfasst und oberhalb der Tor-Bedachung endet. Wenn ich die Kamera praktisch genau gegenüber der Mitte des Tores positioniere, erhalte ich eine ganz strenge und symmetrische Form. Dann würden die hinter dem Tor ansteigenden Treppenstufen sich zentral nach hinten verjüngen - das Bild bekäme einen ruhigen und harmonischen Aufbau, der durch das natürliche Chaos der Büsche und Bäume beiderseits der Treppe Spannung bezieht. Die Lichtverteilung ist eigentlich ganz richtig: die Front des Tores liegt im Schatten und der durch das Tor sichtbare Garten ist hell beleuchtet, so dass der Eindruck von nach hinten verlaufender Weite unterstützt wird. Es wäre mir aber noch lieber, wenn die Sonne flacher stehen würde. Dann werden die Kontraste gemildert, die Modulation wird weicher und die Farbstimmung wärmer. Je nach tatsächlicher Lage des Objekt bedeutet das, viel früher fotografieren - oder viel später.
Prinzipiell gilt für das zweite Bild von Ulrike Fuge das Gleiche, was auch am roten Tor zu bemängeln war. Warum nur ist der Mann so klein im Bild?
Zwei Schritte näher an die Person heran oder, noch besser, der Einsatz einer längeren Brennweite hätte schon sehr geholfen. Die längere Brennweite hätte auch dazu geführt, dass der Hintergrund noch stärker verschwimmt, sich von der Person abhebt und diese intensiver betont. Und dann würde ich mir noch ein besseres Licht für die Person wünschen. Dazu könnte man bei der Aufnahme einen kleinen Blitz einsetzen. Aber nehmen Sie bitte nicht den an der Kamera installierten Blitz, weil wir Licht brauchen von leicht oberhalb der Kopfhöhe und leicht von rechts. Und nicht gleich das ganze Motiv totblitzen, sondern wirklich nur das Gesicht ein wenig aufhellen und modulieren.
Vergleichen Sie doch einmal den von mir gewählten Außchnitt mit dem Originalbild. Ich habe zusätzlich den Hintergrund maskiert und in stärkere Unschärfe gezogen. Die Person wurde mittels eines Rendering-Filters mit einem weichen Licht von recht oben aufgehellt. Aber alle diese Dinge lassen sich auch schon ganz leicht bei der Aufnahme realisieren.
Trackingnumber: tutor-001047
Author: Nadine Börngen, Wuppertal, Deutschland
Date: Jul 23, 2002 17:07:53
Size: 945 x 638
Type: jpg
User's short description: Eine Möwe von einer Fähre von Den Heldern nach Texel aufgenommen.
Ein geradezu perfektes Bild, so ist mein erster (und entscheidender) Eindruck von dieser Fotografie. Das lässt mich vordergründig erst einmal einen professionellen Hintergrund vermuten.
Aber da habe ich mich offensichtlich getäuscht, lese ich doch in der Beschreibung von Nadine Börngen, dass dieses Bild entstanden ist während einer Schifffahrt zu einer niederländischen Insel. Das klingt nun eher doch nach einer Ferientour und einem zufällig entstandenen Foto.
Um so erstaunlicher!
Ich erinnere mich an so viele Fotos von fliegenden Vögeln, oft eben auch von Möven und oft auch bei solchen Gelegenheiten entstanden. Die Fotografen waren immer ganz stolz darauf, dass es Ihnen gelungen war, den schnellen und unberechenbaren Flug der Tiere im Bild einzufangen. Aber in der Regel waren dann nur mehr oder weniger scherenschnitthafte Silhouetten zu erkennen, die sich gegen einen hellen Himmel abzeichneten.
Es mussten einige Dinge zusammenkommen, die das Foto von Nadine Börngen zu einem so guten Ergebnis gebracht haben.
Wahrscheinlich war das Schiff, auf dem sie sich befand, nicht ganz so klein. Denn offensichtlich hatte sie beim Fotografieren einen recht hohen Standpunkt, so dass es ihr gelang, die fliegende Möve von oben mit deutlicher Aufsicht zu erwischen.
Zum Glück ist die Möve auch nicht allzudicht über der Wasseroberfläche geflogen. Mit dem von der Fotografin eingesetzten langbrennweitigen Objektiv ergab sich somit eine wunderbare Unschärfe im Hintergrund. Dadurch stören die harten Lichtreflexe auf dem Wasser überhaupt nicht. Im Gegenteil, zum nicht kleinen Teil tragen sie zur Dynamik des Bildes bei.
Wunderbar auch die Lichtführung: die Reflexionen vom Wasser her sorgen für eine gute Aufhellung von unten, so dass die Schattenpartien des Vogelrumpfes nicht ins Dunkle abgleiten. Das Sonnenlicht von oben gibt trotz des direkten Einfalls eine interessante Modulation. Sogar die feinen Wölbungen des Flügels werden exzellent herausgearbeitet.
Im Prinzip können wir anhand dieser Darstellung sogar einiges über die Aerodynamik des Vogelfluges erfahren. Das gebogene Profil des Flügels ist deutlich erkennbar ebenso wie die Verschränkung der Federn am Flügelende nach oben. Diese Verschränkung dient übrigens zur Stabilisierung des Geradeaus-Fluges und zur Vermeidung des Abreißens der Luftströmung am Außenflügel.
Nun stellt sich für mich natürlich die Frage, ob die Fotografin all diese Dinge bei ihrer Aufnahme wirklich bewusst ins Kalkül gezogen hat. Darauf kann eigentlich nur sie selbst eine Antwort geben. Aber auch wenn dem nicht so sein sollte, beweist sie mit ihrem uns präsentierten Bild immerhin, dass sie eine Menge Gespür für ein gutes Foto hat.
Und das allein ist doch schon so wertvoll, dass ich nur empfehlen kann, dieses Gespür weiter zu hegen und zu pflegen.
Wie man das macht? Fotografieren Sie viel, auf Teufel komm raus, und bei jeder sich bietenden Gelegenheit! Und schaffen Sie sich selbst diese Gelegenheiten, indem Sie sich eigene Aufgaben und Themen stellen, an denen Sie intensiv arbeiten. Wenn dieser Aufwand dann irgendwann zu einem Ergebnis führt, welches Sie richtig glücklich und zufrieden macht, hat das Ganze sich doch schon ausgezahlt.
Eines weiß ich ganz genau: so ein Glücksgefühl hat die Fotografin dieses Bildes erlebt.