Author: Ralph Nardell, Lancaster , PA USA
Date: Sep 12, 2002 20:09:13
Size: 284 x 424
Type: jpg
User's short description: This photo is called „Watertower”. It was taken a few steps from the Eiffel Tower just after a thunderstorm. Thanks!
Ein ganz besonderes Andenken.
Ralph Nardell aus Lancaster, USA, wird seine Reise nach Paris sicher nicht so schnell vergessen, hat er sich doch die denkbar schönste Erinnerung mitgebracht - ein ganz ungewöhnliches Bild des Wahrzeichens dieser Stadt.
Man kennt doch diese üblichen Touristenfotos vom Tour d'Eiffel, Turm von vorne, Turm von hinten, Turm aus jeder Perspektive.
Es gibt ja diese standardisierten Fotostandorte, zu denen man bei solchen Besichtigungen ganz automatisch hinkommt oder hingeführt wird, und die uns recht tückisch zu diesen genauso standardisierten Knips-Bildern verführen wollen. Ralph hat bei seinem Besuch in Paris kein so gutes Wetter erwischt. In Bezug auf seine fotografische Ausbeute war das ein Glücksfall. Das Gewitter hat ihn nicht davon abgehalten, seine Kamera präsent zu haben und es hat ihm zu einem ganz eigenen Bild verholfen. Er hat die Augen offen gehalten und so diese interessante Reflexion seines Fotoobjektes in der Wasserpfütze entdeckt. Damit werden hier gleich zwei klassische Eigenheiten dieser Stadt dokumentiert, der berühmte Turm und die zwar weniger auffälligen, aber dennoch nicht weniger typischen gusseisernen Kanaldeckel der französischen Metropole.
Eigentlich könnte man jetzt ganz zufrieden sein, denn das Foto erfüllt doch seine Aufgabe über den Rahmen des Alltäglichen hinaus. Es ist ein Erinnerungsbild, und dabei auch noch ein ganz besonderes und eigenes.
Dennoch hat der Fotograf in der Euphorie seiner Entdeckung vielleicht zu schnell auf den Auslöser gedrückt und dabei die Möglichkeit übersehen, sein Bild noch etwas besser zu machen.
Da befindet sich nämlich noch dieses schwer definierbare herbstliche Blatt am Rand der Pfütze. Das stört leider etwas - vor allem weil es, da notgedrungen in der Unschärfe liegend, nur schwer identifizierbar ist. Es wäre doch ein Leichtes gewesen, dieses Blatt einfach aus dem Bildmotiv zu entfernen. Ich habe das in Photoshop nachträglich gemacht und bin jetzt noch etwas glücklicher.
Wahrscheinlich benutzt Ralph Nardell eine Kamera mit integriertem Autofocus. Hier zeigt sich, dass diese Technik ihre Tücken hat, so bequem sie ansonsten das Fotografieren macht. Sie kommt mit der Reflexion auf der Wasseroberfläche nicht so richtig zurecht. Dem Turm fehlt es dadurch ein wenig an Schärfe. Eine manuelle Einstellung auf den Unendlich-Bereich wäre da besser gewesen. Ich habe in meinem Beispiel das Bild, und zwar ausschließlich im Bereich des Turms, über den Photoshop-Filter „Scharfzeichnen” nachgeschärft. Jetzt wird das Bild noch stärker.
Aber dennoch: gut gesehen!
Trackingnumber: tutor-001187
Author: Linda Hanson, Alameda , California USA
Date: Sep 29, 2002 01:09:12
Size: 732 x 1000
Type: jpg
User's short description: To some extent this photo was almost a happy accident. I missed the first shot and got this one instead. Shot in Nice, at the Musee Mattise with a new lens (for me) it still feels like a fortunate shot. But one that has changed my vision and sent me out shooting more people...now with faces showing.
I won't go on about the irony...it's there for everyone to see.
Ist das nicht eine wunderbare Geschichte ?
Ein wirklich schöner Schnappschuss, den uns Linda Hanson aus Alameda in Kalifornien hier präsentiert - sie hat eine nette Situation gut erkannt und ein überzeugendes Bild machen können.
Eigentlich ist in den meisten Museen das Fotografieren ja nicht erlaubt. Aber ich kann gut verstehen, dass die Fotografin in diesem Fall sich nicht zurückhalten konnte und sich über ein solches Verbot hinweggesetzt hat. So ist ein Foto entstanden, das die Szene deutlich erklärend erzählt, uns aber viel Raum lässt für eigene Interpretationen.
Zwei Welten, zwei Kulturen treffen sich hier. Offensichtlich sind da mit dem intensiven Interesse an der Kunst von Henri Matisse starke Gemeinsamkeiten manifestiert. Beide Personen betrachten die Bilder mit übereinstimmender Konzentration und respektvoller Andacht.
Über dieses Kunstinteresse hinaus finden sich aber durchaus noch andere Entsprechungen.
Beachten Sie bitte die Haltung der Hände, beide Personen haben sie auf dem Rücken verschränkt. Das wirkt wie eine Botschaft an das ausgestellte Kunstwerk: ich wehre mich nicht gegen dich; ich wende mich dir offen zu; ich bin bereit, dich auf mich wirken zu lassen.
Und dann diese Farbigkeit. Das intensive Gelb des Hemdes wird in den Applikationen des Rucksacks wiederholt. Und das Rot — na ja, mit etwas Phantasie finden wir das Pendant dazu im Magenta des Gepäckstücks. Besonders interessant erscheint mir die Entdeckung, dass diese Farben, genau dieses Gelb und genau dieses Rot, auch im betrachteten Gemälde von Matisse auftauchen.
Und dann erscheint mir fast, als ob diese zwei Personen die Schuhe miteinander getauscht hätten. Die Halbschuhe mit den dunklen Socken würde ich eigentlich der westlichen Kultur zuordnen, und die strumpflosen Füße in Sandalen hätte ich eher bei einem Mönch erwartet. So wird das gängige Klischee ad absurdum geführt.
Das Alles ist natürlich meine ganz persönliche Interpretation. Es macht die Qualität dieses Bildes aus, dass es jedem Raum gibt, für sich selbst seine eigene Geschichte zu spinnen.
Dieses Foto von Linda Hanson würde ich selbst übrigens nicht in die Kategorie People einordnen, für mich ist es eindeutig Fotojournalismus.
Leider kann man es nicht wirklich erlernen, solche Bilder zu machen. Das Talent dazu muss man schon mitbringen. Es bedarf aber dazu steter Neugier, ständiger wacher Aufmerksamkeit und der Fähigkeit, schnell auf Situationen reagieren zu können. Dazu gehört auch, dass man seine Kamera ständig griff- und schussbereit hat.
Zur Technik nur zwei kleine Anmerkungen.
Die Fotografin besitzt neben dem Gespür für die Situation sicher auch das Empfinden für einen guten Bildaufbau. Jedenfalls gefällt mir gut, dass sie ihrem Bild eine leichte Asymmetrie mitgibt: das Bild gibt der rechten Person bis zum Bildrand etwas mehr Freiraum. Das ist auch wichtig, um die leichte Wendung dieser Person nach rechts aufzufangen und um unseren Sehgewohnheiten des „Bilder-Lesens” von links nach rechts zu entsprechen.
Darüberhinaus ist mir sehr angenehm aufgefallen, dass Linda auf den Einsatz eines Blitzlichts verzichtet und so die authentische Stimmung erhalten hat. Das ist eine grundsätzliche Empfehlung: benutzen Sie lieber öfters einen hochempfindlichen Film statt den an der Kamera vorhandenen Blitz einzusetzen. Die Qualität dieser Filme ist inzwischen so gut, dass Sie so immer das bessere Bild bekommen werden. Oder fotografieren Sie auf Negativmaterial. Ich habe zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass mit Agfa Optima selbst bei einer Unterbelichtung von 3-4 Blenden bessere Prints entstehen als bei Verwendung mancher 1000 ASA-Filme.