Author: Jordi Trilla, Manresa , Spain
Date: Sep 27, 2003 09:08
Size: 640 x 512
Type: jpg
User's short description: He give love, he receives love. He's rich.
Voyeurismus ?
Schon immer hat die Fotografie den Bildermachern auch dazu verholfen, politisches oder soziales Engagement auszudrücken, und sich dem mit ihrer Möglichkeit der Darstellung von gesellschaftlichen Randgruppen und sozialen Missständen angedient.
Das hier vorgestellte Foto von Jordi Trilla aus Spanien ist ein gutes Beispiel für diese Funktion unseres Mediums. Ganz unabhängig von der Beurteilung des Bildes hinsichtlich seiner gestalterischen Qualitäten könnte es der Aufgabe eines sozial engagierten Reportage-Fotos durchaus gerecht werden.
Zwar neige ich dazu, journalistische Aufnahmen hinsichtlich des Bildaufbaus nicht mit den gleichen strengen Maßstäben zu beurteilen wie andere Fotografien, dennoch vermag das perfekt gestaltete Bild seine Wirkung auf uns viel leichter zu entfalten als die weniger gute oder gar mangelhafte Aufnahme.
Nun, als mangelhaft oder gar misslungen kann man die Aufnahme von Jordi Trilla nun wirklich nicht bezeichnen. Die starke Diagonale im Bild konzentriert den Blick auf das Zentrum des Bildes, den alten Mann als eigentliches Motiv. Die gute alte und vom Autor gekonnt beherrschte Schwarz-Weiß-Technik hilft, Ablenkung durch den eigentlich recht unruhigen Hintergrund zu vermeiden. Eine farbige Darstellung wäre hier mit Sicherheit sehr viel weniger kraftvoll gewesen.
Nicht ganz so glücklich jedoch bin ich mit dem vom Fotografen gewählten Ausschnitt. Andeutungsweise ist am linken Bildrand noch eine Person in Bewegungsunschärfe zu erkennen, welche den Mann offensichtlich völlig ignorierend und sichtbar eilig in wörtlichem Sinne „links” liegen lässt. Hier wünschte ich mir, Jordi Trilla hätte diese Person viel mehr in sein Bild einbezogen. Das hätte dem „verlassen Sein” des alten Mannes dann einen noch weitaus stärkeres Ausdruck verliehen, den sozialen Aspekt wesentlich deutlicher in den Vordergrund gestellt und der Aufnahme jeglichen Hauch eines Verdachts genommen, aus voyeuristischen Motiven entstanden zu sein. Denn leider wird es nicht so ganz eindeutig klar, dass dem nicht so ist. Das Foto kann meine Bedenken nicht vollständig zerstreuen, dass es vielleicht nur so rein zufällig entstanden ist, weil der Fotograf ein besonders „interessantes” Motiv gefunden zu haben glaubte. Es ruft in mir recht zwiespältige Gefühle hervor, wenn mir Bilder präsentiert werden bei denen ich vermuten muss, der Autor habe mit seiner (heimlichen) Ablichtung der Situation sein Objekt „ausgebeutet”.
Ich persönlich ziehe es deshalb in derartigen Situationen vor, mit dem Objekt meines Motivs vor dem Benutzen der Kamera in Kontakt zu treten, gegebenenfalls den Mann vorher anzusprechen, und dieses Einvernehmen im Bild dann auch sichtbar und deutlich zu machen. Diese Verdeutlichung wird zum Beispiel immer erreicht durch Blickkontakt der Person mit der Kamera.
Das birgt einerseits zwar die Gefahr, das Foto gestellt wirken zu lassen, andererseits bietet es aber auch die Chance, das mit der Aufnahme manifestierte soziale Engagement zu authentisieren.
Ich muss zugeben, diese Art der Fotografie liegt mir nicht so sonderlich. Ich tue mich damit schon ziemlich schwer und vermag nur selten alle Bedenken beiseite zu schieben. Ich bewundere aber Leute, die sich in solche Aufgabenstellungen ganz ohne Einschränkung einbringen können. Mein ehemaliger Assistent Carsten Heidmann, der jetzt in Bremen als People-Fotograf selbstständig arbeitet, hatte dafür eine ganz besondere Begabung. Er war in der Lage, jede Person seines fotografischen Interesses völlig ohne jegliche Hemmung anzusprechen und für seine Absichten zu gewinnen. Und seine Aufnahmen waren dem entsprechend auch überwältigend gut.
Unser hier vorgestellter Autor hat bis dahin noch einiges zu erarbeiten. Der Ansatz jedoch, den er mit der Präsentation seines Bildes zeigt, ist durchaus Erfolg versprechend.
Trackingnumber: tutor-002050
Author: Roman Hartcher, Gordon , ACT - Australia
Date: Nov 11, 2003 05:44
Size: 783 x 552
Type: jpg
User's short description: NATIOAL MUSEUM ,CANBERRA. CANON EOS 50 -
F8 - 1 MINUTE EXPOSURE - 8:30
Ratespiel ...
Es ist eigentlich schade, dass der Fotograf uns in seiner Beschreibung schon verraten hat, um was es sich bei dem in seiner Aufnahme abgebildeten Objekt handelt. Wir hätten sonst herrlich darüber spekulieren und rätseln können.
Auf den ersten Blick ist das Foto von Rowan Hartcher nicht unbedingt als Architekturbild zu erkennen. Mit dem interessanten Schwung der Kantenlinie und der hölzernen oder holzartig erscheinenden Struktur des Materials hätte ich die Aufnahme auch als Abbildung des Innenlebens eines Musikinstrumentes deuten können.
Es gibt im Bild natürlich eine Ursache für diese Unsicherheit und die Schwierigkeit, das Motiv sofort richtig einordnen zu können. Die uns hier angebotene Ansicht entspricht im Grunde nicht unserer alltäglichen Erfahrung. Das Sujet gibt uns durch die Beschränkung des Ausschnitts und die Reduzierung auf die Darstellung der reinen Form keine verbindlichen Hinweise auf reale Größe, Einbindung in eine Umgebung und Lage des Objektes im Raum. Obwohl unser Gefühl uns suggeriert, die Kamera richte ihren Blick nach oben, könnte es aber auch genau so gut gerade umgekehrt sein, das Foto uns den Blick von oben hinab in die dunklen Tiefen zeigen.
Die kontrastreiche, die Form betonende Beleuchtung tut das ihrige dazu. Der Fotograf hat — das schließen wir aus der von ihm angegebenen Belichtungszeit — seine Aufnahme mit der in die Architektur eingebundenen und für deren optische Erscheinung bei Nacht verantwortliche Lichtinstallation belichtet. Dieses Beleuchtungssystem ist natürlich eingerichtet und optimiert für das sich Aufhalten und Bewegen in der dreidimensionalen Räumlichkeit der Architektur. In der Beschränkung auf die zwei Dimensionen der Fläche des Bildes verursacht der Charakter dieser Beleuchtung ganz eigenartige Effekte. Je nach meiner eigenen augenblicklichen Betrachtungsweise kann ich die oberhalb des Schwunges befindliche Fläche mit ihrem starken Helligkeitsverlauf erkennen als schräg aufsteigende Wand, die von rechts unten stark beleuchtet wird und nach links hinauf in die Dunkelheit riesig hoch weiterläuft, die parallelen Linien des Schwunges geben mir dabei Information über die Dicke dieser Wand. Im nächsten Augenblick aber sehe ich diese Form genau umgekehrt, Vorder— und Hintergrund haben sich scheinbar vertauscht und was gerade noch eine aufsteigende Fläche war, erscheint mir jetzt als Blick in einen tiefen Schacht.
Es handelt es sich also schon um ein sehr interessantes Bild, welches uns hier gezeigt wird. Es hat gestalterische und technische Qualität und offenbart die Sicherheit des Fotografen im Erkennen von Form, Licht und Situation. Natürlich spielt für die Wirkung dieser Aufnahme aber auch die gestalterische Qualität des abgebildeten Architekturdesigns eine gewichtige Rolle. Es ist sicher einfacher, gute Architekturfotos zu machen von eigenständigen und hochwertig gestalteten Bauwerken als von langweiligen oder gar hässlichen Gebäuden. Andererseits ist die Exklusivität der Architektur aber noch lange keine Garantie für das Erschaffen guter Architekturfotos. Auch von der schönsten Architektur lassen sich richtig grottenschlechte Bilder machen. Das liegt in der Hand des Fotografen.
Die Frage ist aber, ob unsere Aufnahme hier wirklich als Architekturfoto einzuordnen ist. Die Aufgabe dieses Mediums soll es sein, uns deren Form und deren Funktion nahe zu bringen. Diesem Anspruch wird das Bild von Rowan Hartcher aber nur unzureichend gerecht, jedenfalls wenn man es als einzelne Aufnahme vorfindet. Ich kann aber aus den anderen vom Fotografen eingesandten Bildern schließen, dass dieses Foto Teil einer umfangreichen Fotoserie ist — und im Rahmen einer solchen Serie hat das Motiv seinen ganz eigenen Wert und seine Berechtigung. Dann ist es auch kein Manko, dass es als Einzelbild nur einen ganz kleinen Aspekt des abgebildeten Objekts erklärt.