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tutor-002627

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Author:   Margit Sommer, Graz, Austria
Date:   Jun 23, 2004 17:48
Size:   800 x 549
Type:   jpg
User's short description:   Analogaufnahme - Papierscan - leichte Nachbearbeitung mit PS (unscharf maskieren, Retuschierarbeiten)


Realität oder Täuschung ?

Sagt uns dieses Bild die Wahrheit oder will die Fotografin uns eine Welt vorgaukeln, die es in solcher Form überhaupt nicht gibt ?
Ich habe die Aufnahme lange und intensiv studiert und so versucht, hinter dieses Geheimnis zu kommen, muss aber zugeben: so ganz bin ich mir über die tatsächliche Beschaffenheit dieses merkwürdigen Objektes immer noch nicht im klaren.

Beim Entdecken dieser fotografischen Aufnahme in den Bildeinsendungen als kleines, 99 x 68 Pixel großes Thumbnail, glaubte ich erst, ein völlig anderes Motiv vor mir zu haben. Es erschien mir auf den ersten Blick wie die frontale Abbildung einer alten Ritterrüstung, mit einem stählernen Plattenpanzer und dem spitzen Visierhelm. Erst beim Öffnen des Bildes in realer Größe konnte ich den eigentlichen Gegenstand der Abbildung richtig erkennen: die steinerne Wendeltreppe.
Die nahezu absolute Symmetrie dieser Treppe mit der sich daraus ergebenden befremdlichen Form und Anordnung der Stufen ließen mich sofort vermuten, dass hier heftig manipuliert wurde. Ich war der Überzeugung, dass die Fotografin ihre Aufnahme regelrecht „gebaut” hatte, indem sie ihr ursprüngliches, eigentlich nur das halbe Format umfassende Bild seitenverkehrt duplizierte, die beiden Teile mittig zusammensetzte und so zu einem Gesamtbild komponierte. Allerdings gibt die angefügte Beschreibung der Bildautorin darauf keinerlei Hinweis. Im Gegenteil — sie behauptet, in der Bildbearbeitung lediglich eine Nachschärfung und kleinere Retuschen vorgenommen zu haben.
Wie verhält es sich nun wirklich? Gibt es die Treppe in dieser Form tatsächlich oder hat die Fotografin, angeregt durch die Geometrie des Motivs, ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und das Bild regelrecht konstruiert?

Für beide dieser Thesen gibt es schlagkräftige Argumente, die ich nachfolgend einmal einander gegenüberstellen möchte.

Die Symmetrie:
So genau kann man den absolut zentralen Standpunkt der Kamera doch gar nicht finden, der notwendig wäre um zu einer solch exakten Übereinstimmung der beiden Bildhälften zu gelangen. Dazu müsste man die Raumgeometrie eigentlich präzise vermessen.

Die Lichtverteilung:
Beide Seiten zeigen eine von außen einfallende Helligkeit. Das könnte ganz natürliche Ursachen haben: auf beiden Seiten befindet sich jeweils ein Fenster. Dafür spricht auch die Tatsache, dass Licht- und Schattenverlauf rechts und links deutlich unterschiedlich verlaufen. Das wird besonders erkennbar in den Schatten der Stufen an den äußeren Bildrändern und in der Lichtkante an der rechten der mittleren Säulen. Andererseits könnte diese Unterschiedlichkeit von der Autorin durch Wandlung der Helligkeitswerte während der Ausarbeitung selbst herbeigeführt worden sein. So etwas stellt für einen geübten Spezialisten in Sachen S/W-Verarbeitung oder einen ausgekochten Bildbearbeitungs-Profi kein großes Problem dar.

Die Naht:
In der Mitte des Bildes glaubt man im Bereich der vorderen Stufe eine Nahtstelle zu entdecken. Das könnte auf einen Fehler in der Bildbearbeitung zurückzuführen sein, das könnte aber auch eine Nahtstelle im Beton bedeuten. Dann allerdings bleibt die Frage, wieso nicht auch andere Stufen eine solche Naht haben.

Die Architektur:
Kann es eine solche Treppe eigentlich geben? Macht sie bautechnisch überhaupt Sinn? Die beiden nach unten geführten Treppenbögen müssten sich doch hinter der Mittelsäule wieder treffen, wie aber soll es dann weitergehen? Ist das Bild also manipuliert oder sehen wir hier einen hintergründigen architektonischen Witz?
Unabhängig von der Antwort auf all diese Fragen — und ich hoffe doch, dass die Fotografin, Margit Sommer aus Österreich, uns über ihr Foto noch aufklären wird — muss ich meiner Anerkennung für diese Aufnahme Ausdruck verleihen. Mein Lob gilt im einen Fall der hervorragenden Perfektion, der idealen Wahl des Kamera-Standpunktes und der damit verbundenen fotografischen Leistung, im anderen Fall der ungewöhnlichen Bildidee und der präzisen Ausarbeitung des Composings.

Das nämlich ist überhaupt gar keine Frage:
wir haben es hier mit einer außergewöhnlich guten und intensiven Architekturaufnahme zu tun.
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