Author: Günter Kramarcsik, Landeck, Tirol - Austria
Date: Jul 22, 2004 19:43
Size: 1024 x 683
Type: jpg
User's short description: Bildtitel: CP-035 Tanz der Zwerge # 01
Anläßlich der Snowboard - WM - Eröffnung in Ischgl aufgenommen. Stativ war in der drängenden Menge sinnlos. / Kamera: Canon EOS 600 / Farbflim: ISO 400 von Fuji / Objektiv: Tamron 28 - 200, Brennweite zwischen 100 - 150; / Blende: 4,5 / Verschlusszeit ca. zw. 1/10 bis 1/30, so genau ist mir das nicht mehr erinnerlich. In jedem Fall ausreichend lang, um die tanzenden Kinder mit Bewegungsunschärfen zu visualisieren. Stativersatz war mein linker Arm. Kräftig in meinen Körper gestemmt, Luft angehalten und locker durchgedrückt. Gleich mehrmals hintereinander. Viele Filme verbraucht, wenig braucbare Ergebnisse erzielt. Das ist jedoch das 2. brauchbare Ergebnis von dieser Eröffnungsfeier.
Tanz der Zwerge ...
... so hat der Fotograf sein Bild betitelt.
Nun ja, für mich wirkt das eher wie: Das Stampfen der Zwerge.
Dieser Eindruck wird wohl durch die dicke, fast wie eine Vermummung wirkende Bekleidung hervorgerufen. Das hat allerdings auf das Bild und seine Qualitäten keinen negativen Einfluss.
Günter Kramarczik aus Österreich hat einen klassischen szenischen Schnappschuss unter sehr schwierigen Bedingungen gemacht und uns dazu eine sehr ausführliche Beschreibung geliefert.
Mit solchen Veranstaltungen wie der Eröffnungsfeier einer Snowboard-Weltmeisterschaft kann ich persönlich zwar nicht viel anfangen, aber ich muss eingestehen, dass er die ausgelassene Stimmung dieses Events sehr eindrücklich festgehalten hat. Das fröhliche und ungezwungene Tanzen der Kinder ist sehr gut eingefangen und wir vermögen die mystische Stimmung der Szenerie gut nachzuempfinden.
An dieser Wirkung seines Fotos haben eine Reihe von Begleitumständen der Tanzvorführung einen wesentlichen Anteil, die aber von ihm selbst nicht herbeigeführt waren und auf die er auch keinen Einfluss hatte, wie zum Beispiel die theatermäßige Beleuchtung und die künstlich erzeugten Nebelschwaden. Insofern handelt es sich bei seinem Bild eher um ein dokumentierendes als um ein inszeniertes Foto. Um so größer muss unsere Anerkennung dafür ausfallen, dass er es recht erfolgreich geschafft hat, das Gewusel der scheinbar wild durcheinander wirbelnden Gestalten in harmonischer Komposition zu einem in sich geschlossenen Bildaufbau bringen.
Neben den durch die Lichttechnik der Veranstaltung und den Nebel verursachten Effekten trägt auch die verfälschte Farbstimmung zum guten Bildeindruck bei. Diese ist in erster Linie verursacht ebenfalls durch die Eigenschaften der Beleuchtung. Offensichtlich wurden hier Lichtquellen eingesetzt, die — ähnlich wie Leuchtstoffröhren — nur ein unvollständiges Spektrum liefern, wodurch die Farbverschiebung in den Grünbereich verursacht wird. Dem kann man zwar mit der Verwendung eines entsprechenden Filters entgegenwirken, in unserem Fall bin ich jedoch mit dem Verzicht darauf durchaus einverstanden, weil sonst viel von der Stimmung des Bildes verloren gegangen wäre.
Ein paar Worte möchte ich noch zu den technischen Aspekten dieser Aufnahme bemerken.
Der Fotograf konnte bei seiner Aufnahme aus den in seiner Beschreibung aufgeführten Gründen kein Stativ verwenden. Um trotz der notwendigen relativ langen Belichtungszeit die Gefahr der Verwacklungsunschärfe weitgehend zu vermeiden, hat er seinen fest eingestemmten Arm als Stativersatz verwendet und während des Auslösens die Luft angehalten. Damit hat er fast alles richtig gemacht und trotzdem Glück gehabt, ein paar gute Ergebnisse zu erzielen. Eigentlich nämlich ist das Luftanhalten der falsche Weg. Viel effektvoller für eine ruhige Hand ist es, tief Luft zu holen, langsam und gleichmäßig auszuatmen und während dieser Phase die Kamera auszulösen. Generell aber gilt, dass man mit einer schweren Kamera weniger Gefahr des Verwackelns hat als mit einer leichten. Leider läuft der Trend der Kamerahersteller dem genau entgegen, moderne Kameras haben immer weniger Gewicht. Man hat dann zwar auf seinen Photoexkursionen nicht mehr so viel zu schleppen, muss aber das erhöhte Verwacklungsrisiko in Kauf nehmen. Nicht umsonst haben die Hersteller darauf mit der Entwicklung des optischen Bildstabilisators in den Objektiven reagiert.
Mit der Verwendung eines Films 400 ASA ist der Fotograf unter den gegebenen Umständen an die Grenze des Machbaren gekommen, offene Blende und lange Verschlusszeit. Leider zeigt die Aufnahme trotz der noch sehr moderaten Vergrößerung doch schon eine deutlich erhöhte Körnigkeit. Dagegen würde dann nur noch helfen, ein größeres Aufnahmeformat zu benutzen, also zum Beispiel eine Mittelformatkamera. Die hätte darüber hinaus auch den Vorteil, genug Gewicht mitzubringen um die Gefahr einer Verwacklung zu reduzieren.
Gelegentlich gehe ich noch einen anderen Weg. Statt eines 400er Films oder eines noch höher empfindlichen benutze ich einen überragend guten Farbnegativfilm mit 100 ASA, den ich aber entsprechend unterbelichte. Ich erhalte dann natürlich sehr dünne Negative, von denen sich aber in der Regel noch immer bessere Vergrößerungen herstellen lassen als von den hochempfindlichen Filmen, die aber eben viel feineres Korn haben. Mein Favorit in dieser Anwendung ist der AGFA OPTIMA professional.