Author: Shereen M., Victoria, Canada
Date: Dec 25, 2003 17:51
Size: 640 x 480
Type: jpg
User's short description: Taken with a Canon Powershot Digital Elph S300, in the afternoon on a sunny day while sprinkling Jaymi with the hose.
Schade, ein Foto kann uns zwar das Bild einer Situation vermitteln, nicht jedoch den dazu gehörigen Ton.
So aber können wir über die kindliche Reaktion auf den unverhofften Wasserguss lediglich spekulieren: äußert das Kind sein heimliches Vergnügen oder fühlt es sich überrumpelt und kräht uns sein tiefstes Entsetzen und seinen geharnischten Protest entgegen ?
Die Fotografin präsentiert uns hier ein sehr hübsches und richtig nettes Kinderbild, eines jener Fotos, über die man schmunzeln kann, die einen hohen Erinnerungswert für die Eltern haben und von denen man sicher sein kann, dass die Großeltern in Entzücken ausbrechen werden.
Der Grund für diese positive Wirkung einer eigentlich recht einfach gestrickten Aufnahme ohne irgendwelche große Ambitionen auf höhere oder abgehobene gestalterische Qualitäten liegt in der Komik der dargestellten Situation, die von der Autorin gut erfasst und in ihrem Bild genau auf den Punkt gebracht wurde. Zielsicher beschränkt sie sich in ihrem Foto auf die Darstellung der Dinge, welche für das Erfassen der Situation unbedingt notwendig sind und verzichtet auf die Einbeziehung nebensächlicher Belanglosigkeiten.
Da steckt ein guter Ansatz drin. Ich bin recht sicher, dass bei den meisten jener Amateurfotografen, welche sich nicht mit ihrem fotografischen Schaffen ernsthaft auseinandersetzen, eine Aufnahme exakt der gleichen Situation ganz anders ausgesehen hätte:
<< Da sähen wir eine Übersicht über den ganzen Garten, mit Blumenrabatten und Hundehütte, irgendwo dann den Rasensprenger (oder die Person, welche den Gartenschlauch mit der Brause in der Hand hält), einen großen Bogen zerstäubenden Wassers und wenn wir Glück haben, entdecken wir das Kind auf dem Rasen tatsächlich wirklich auf den ersten Blick. Das ist aber durchaus nicht sicher, denn eigentlich wird unser Auge ja völlig abgelenkt von dem hellblau ausgefressenen Himmel, der den oberen Teil und damit etwa 40% der Bildfläche einnimmt. >>
Also, so sieht das Bild von Shereen M. nun wirklich nicht aus. Diese Leistung sollten wir dann auch entsprechend würdigen.
Ich hoffe allerdings sehr, dass die Fotografin nicht etwa in voller Absicht das Kind dem Regenguss nur deswegen ausgesetzt hat, um zu einem hübschen Foto zu gelangen. Das wäre doch zu perfide. Ich gehe davon aus, dass es sich bei ihr um die Mutter des Kindes handelt, und nehme daher an, dass wir hier das Ergebnis eines sehr netten und lustigen Zufalls vorfinden.
Die Aufnahme hat allerdings doch ein erhebliches Manko: das Kind befindet sich deutlich außerhalb des Schärfebereiches! Die optimale Schärfe liegt eindeutig in einem Bereich vor dem Kind, was man sehr gut an den Grashalmen des Vordergrunds erkennen kann.
Wahrscheinlich wurde das Bild unter Nutzung des Autofokus-Modus der Kamera angefertigt. Die hat sich hier von den vielen Wassertropfen in der Luft täuschen lassen und das Kind nicht als Hauptmotiv erkannt. In solchem Fall bleibt gar nichts anderes übrig, als den Autofokus zu deaktivieren und auf ganz altmodische Weise manuell zu fokussieren. Schade, denn die Unschärfe nimmt der Aufnahme doch viel von der durchaus erreichbaren Perfektion.
Noch ein kleiner Hinweis auf einen eher weniger wesentlichen Fehler, welcher sich zwar nicht gravierend auswirkt, dessen Vermeidung aber die Aufnahme zusätzlich optimiert hätte:
Zwar erst auf den zweiten oder dritten Blick auffallend, stört der genau über dem Kind befindliche Griff des Gartentors. Hier hätte eine geringfügige Veränderung des Standort während des Aufnahme bereits Abhilfe gebracht, ihn entweder ganz aus des Bildausschnitt verschwinden lassen oder zumindest an eine nicht so dominante Stelle versetzt.
Um das zu verdeutlichen, habe ich den Griff per Bildbearbeitung in meiner Korrektur entfernt. Das ist natürlich auch ein Weg.