Author: Andre W. Hazewinkel, Pascoe Vale Sth., Victoria - Australia
Date: Oct 01, 2003 11:41
Size: 2048 x 1536
Type: jpg
User's short description: Tulip Festival that I visited recently
Wildlife ?
Wer ist bloß auf die Idee gekommen, das Foto einer Tulpe im Blumenbeet eines Tulpenfestivals in die Kategorie „Wildlife” einzuordnen?
Für mich gelten Tulpen relativ wenig als wild und Tulpenfelder noch viel weniger.
Das ist ein schöner Vorgeschmack und ein wunderbares Versprechen auf den bevorstehenden Frühling, die Jahreszeit des erwachenden Lebens und der immer stärker wärmenden Sonne. Das bietet jetzt die einzig richtige Gelegenheit für alle Fotofreunde, welche ihre Kamera den Winter über eingemottet hatten, sie endlich heraus zu kramen und wieder in Betrieb zu nehmen. Nachdem auch schon die nicht gerade uninteressanten Fotomotive des Winters versäumt wurden, wird es jetzt aber höchste Zeit.
Also: jeder Frühling ist ein neuer Anfang, das gilt auch für uns Bildermacher.
Es gibt an der Bildeinsendung von Andrew Hazewinkel aus Australien ein paar sehr bemerkenswerte Aspekte. Besonders auffällig erscheint mir dabei die interessante Farbigkeit der Aufnahme. Das Grün der Blätter, quasi als Hintergrundfarbe wirkend, steht in kraftvollem Kontrast zum Gelb und Rot der Blüte des Vordergrundmotivs. Das dezente Purpur der weiteren einzelnen Blüte weiter hinten im Bild etabliert sich als Verunsicherung unserer farbig-optischen Wahrnehmung. Zwar empfinde ich diese Farbzusammenstellung in ihrem hartem und kompromisslosen Auftritt zunächst als vordergründig banal und hart an der Grenze des Kitsches, aber irgendwie übt sie in ihrer unverhüllten Ehrlichkeit eine starke Faszination aus, die ihre Wirkung auch bei mir nicht verfehlt. Dieser Effekt ist ein ganz wichtiges und eigenständiges Feature der Farbfotografie. Wenn auch ein perfektes Schwarz-Weiß-Foto oft über hervorragende Möglichkeiten der darstellenden Qualität verfügt, so versagt sich letztendlich doch manches Motiv diesem Verfahren, es kann nicht mit vergleichbarer Kraft abgebildet werden.
Weitere Anerkennung verdient die ungewöhnliche Bildauffassung des Fotografen. Die Verbindung einer Nahaufnahme mit einem Überblick, welcher die Umgebung weiträumig einschließt, ist mir in solcher Weise noch nicht oft erschienen. Vielleicht wollte der Fotograf eigentlich eine „richtige” Nahaufnahme machen und ihm fehlte lediglich die dafür notwendige technische Ausrüstung. Dann hat er dieses Dilemma jedenfalls auf allerbeste Weise und sehr elegant gelöst.
Leider mangelte es ihm aber dann doch ein wenig an Konzentration, denn er hätte seine Aufnahme mit einer ganz kleinen Korrektur noch deutlich besser gestalten können. Dazu hätte es bei gleichem Standpunkt nur eines geringen Kippens der Kamera nach unten bedurft, dann wäre im oberen Bildbereich die helle und dadurch störende Kante der Hecke im Hintergrund abgeschnitten worden und im unteren Bildteil hätten wir etwas mehr Raum bekommen. Das brächte auch einen deutlichen Vorteil für das Hauptmotiv, die Tulpenblüte, welche ansonsten unten etwas knapp am Stiel wie abgeschnitten wirkt.
In meiner Korrektur habe ich diese Ausschnittänderung vorgenommen und mir gleichzeitig erlaubt, unten die kleinen Reste der Abbildung einer anderen purpurnen Blüte zu entfernen. Diesen schlecht definierbaren und etwas unmotiviert wirkenden Farbtupfer wollen wir dem Fotografen aber nicht ernsthaft ankreiden. Schließlich können wir nicht verlangen, dass Sie, um zu einem guten Foto zu gelangen, Blüten einer Blumenausstellung ausreißen.
Trackingnumber: tutor-002219
Author: Lawrence Spencer, Fall River, N.S. - Canada
Date: Feb 09, 2004 21:23
Size: 400 x 600
Type: jpg
User's short description: This shot is of an old Dairy Farm at the village of Old Barns, Nova Scotia, this January with the sun in the most opportune postition.
Zum Abschluss der Saison haben wir hier zum letzten Mal ein Winterbild, der zweite Tutor dieser Woche beschäftigt sich dann schon mit einer Aufnahme aus einer etwas „wärmeren” Zeit. Und dieses Foto einer winterlichen Landschaft zeigt uns noch einmal alle Schönheiten des Genres.
Was ist nur mit den Nutzern unseres PhotoTutors los? In jüngster Zeit finde ich unter den Einsendungen überhaupt keine richtig „schlechten” Bilder mehr und der Anteil der richtig „guten” Aufnahmen ist sprunghaft angestiegen. Ich finde kaum noch etwas zum intensiven Kritisieren.
Liebe Leute, macht mich nicht arbeitslos!
Eins von diesen guten Bildern ist die Aufnahme der winterlichen Landschaft in Kanada, welches uns Lawrence Spencer eingeschickt hat. Bei der stimmt nun wirklich alles. Das Foto wurde trotz der schwierig zu beherrschenden Lichtverhältnisse exakt richtig belichtet, der Fotograf hat sein Motiv durchdacht und gekonnt gestalterisch aufgebaut und die winterliche Stimmung wird perfekt vermittelt.
Sehr gut gefällt mir das Blinzeln der Sonne mitten durch die eng aneinander stehenden Baumstämme hindurch und der sich dadurch ergebende Schattenwurf in den Vordergrund hinein. Als angenehmer Nebeneffekt ergibt sich so, dass die gegenlichtige Stellung der in voller Opposition zur Kamera befindlichen Sonne sich gar nicht so extrem auf den Kontrastumfang auswirkt, so dass diese Schatten wie auch auf die unbeleuchteten, der Sonne abgewandten Flächen, also die Baumstämme, das Haus und der Futtersilo immer noch gut durchzeichnet sind. Nur durch das Erhalten dieser feinen und detaillierten Wiedergabe gelangt die Aufnahme zur ihrer perfekten Tonwertverteilung und behält ihre ausgeglichene Farbigkeit. Bei zu hartem Beleuchtungskontrast besteht nämlich sehr schnell die Gefahr, dass auch ein Farbfoto wie eine Schwarz-Weiß-Aufnahme wirkt, weil die Tonwertmodulationen zwischen ganz hell und ganz dunkel verloren gehen. Diesem Risiko ist der Fotograf hier sehr geschickt ausgewichen und hat darüber hinaus auch noch die exakt richtige Balance in der Wahl der Belichtung gefunden. Für den Ernstfall empfehle ich hier gerne, zur Sicherheit eine Belichtungsreihe mit Variationen in Richtung Über- und Unterbelichtung rund um den gemessenen Belichtungswert anzufertigen; es wäre doch zu schade, wenn ein solch wunderbares Motiv durch einen Fehler bei der Belichtungsmessung verloren ginge.
Im Bildaufbau seines Fotos benutzt Lawrence Spencer den leicht gekrümmten Weg sehr effektiv als schwungvolle Linie, die seiner Aufnahme Dynamik verleiht und den Blick des Betrachters ganz automatisch in den Hintergrund und in das Zentrum des Bildes führt, der vom Farmhaus mit den beiden Silo-Türmen gebildet wird. Eingerahmt wird das Sujet von den beiden linken Bäumen mit den nach rechts strebenden Ästen und dem Baum rechts vom Weg am Horizont der Hügelkuppe. Dieser fängt das Bild nach rechts ab, so dass der Blick nicht aus dem Bild herausfällt. Die große Fläche des Himmels wird von den Ästen der linken Bäume aufs Beste strukturiert, wodurch eine dominante Leere des Raumes verhindert wird. Besser kann man die vom Fotografen vorgefundenen Bedingungen des Motivs eigentlich nicht ins Bild setzen.
Vielleicht mag manchen ja stören, dass die senkrechten Linien des Hauses und vor allem der Silos eine deutliche Tendenz zum Stürzen aufweisen. Dieses ergibt sich durch die Verwendung einer relativ kurzen Brennweite in Verbindung mit einem Kippen der Kamera aus der Senkrechten heraus nach oben, um von dem gegebenen Standpunkt aus das Foto in dem hier präsentierten Ausschnitt zu ermöglichen. Ich selbst empfinde dieses Stürzen allerdings überhaupt nicht als Mangel. Im Gegenteil, Haus, Türme und Bäume scheinen sich dadurch gegenseitig zuzuneigen, und dieses Zuneigen bewirkt ganz besonders die Anmutung einer völlig in sich geschlossenen harmonischen Konstellation.
Von mir also ein uneingeschränktes Bravo an den Fotografen und großen Dank für einen versöhnlichen Abschluss der kalten Jahreszeit.