w w w . s h o o t i n g w o l f . d e


über mich

fotokunst

landschaften

menschen

stillleben

architektur

auftragsbilder

alte autos

foto-archiv

information  

w w w . s h o o t i n g w o l f . d e


impressum

datenschutzerklärung

referenzen

presse und honors

AGFAnet Tutor

interessante links

w w w . s h o o t i n g w o l f . d e

Tutoren
2002
Tutoren
2003
Tutoren
2004
Tutoren
2005

KW
02
KW
04
KW
06
KW
08
KW
10
KW
12
KW
14
KW
16
KW
18
KW
20
KW
22
KW
24
KW
26
KW
28
KW
30
KW
32
KW
34
KW
36
KW
38
KW
40
KW
42
KW
44
KW
46
KW
48
KW
50
KW
52
tutor-001963
tutor-002028

Trackingnumber: tutor-001963


Author:   Brenda Sellers, Bradford , West Yorkshire - UK
Date:   Oct 01, 2003 16:45
Size:   672 x 480
Type:   jpg
User's short description:   Photo taken in Alaska, August 2003. Camera used: Canon EOS 10D / Settings: 1/350sec; f/8; ISO 100


Fernweh ...

könnte man bekommen beim Betrachten der phantastisch anmutenden und Abenteuer verheißenden Landschaft, die uns Brenda Sellers mittels ihrer Fotoaufnahme zeigen will.

Die Fotografin beweist uns mit diesem Bildbeispiel ihrer fotografischen Exkursion sehr eindrücklich, dass man auch für richtig schöne Landschaftsfotos nicht unbedingt auf Sonne und so genanntes „schönes” Wetter angewiesen ist, sondern auch wolkenverhangenem und grauem Himmel mit der ihm nachgesagten Tristesse einiges abgewinnen und so dennoch ausgesprochen harmonische und interessante Fotos von seiner Reise mitbringen kann.

Dieses Bild der Küstenlandschaft von Alaska beschränkt sich in seiner farblichen Wiedergabe fast ausschließlich auf die unterschiedlichsten Grautöne, wirkt dabei aber durchaus nicht langweilig. Durch die farbige Darstellung erkennen wir die überwältigende Vielfalt der Nuancen im Grau, vom tiefen Schatten der bewaldeten Hügel über das bleierne Silber des Wassers und des Himmels bis hin zum hellen Glänzen des Schiffes und der an den Hängen aufsteigenden Federwölkchen. Diese feine Abstufung der Tonwerte und Farbabtönungen im Grau machen den besonderen Reiz der Aufnahme aus und vermitteln uns in ihrer Stille und Unaufdringlichkeit die faszinierende Weite und wilde Kraft der Landschaft.

Das ist alles sehr, sehr schön.
Die Darstellung der Weite wird darüber hinaus besonders von der Wahl des hohen Standpunkts unterstützt. Somit wird der Raum zwischen den hintereinander gestaffelten Inseln erst wirklich deutlich und die Oberfläche des Wassers erhält ihre eigentliche Dimension, das Bild entwickelt eine den realen Verhältnissen entsprechende Räumlichkeit.
Leider aber hat sich die Fotografin ein wenig von der für sich nicht uninteressanten Struktur des Himmels blenden lassen. Für mein Empfinden ist von diesem Himmel zu viel auf dem Bild. Gerade die intensive Helligkeit dort — ich denke hier vor Allem an den Bereich links der Mitte unterhalb des oberen Bildrands — lenkt das Auge beständig von den wichtigen Bildteilen ab und stört so die Ruhe, welche das Bild eigentlich ausstrahlen soll. Da der Himmel aber einen solch großen Bereich des Bildes einnimmt, wird dieses vom Horizont mittig in zwei nahezu gleich gewichtige Hälften geteilt. Da die Fotografin auf die Einbeziehung eines eindeutigen Vordergrundbereiches verzichtet hat, entsteht eine Art von labilem Gleichgewicht, die zu einer Unrast der Augen beim Betrachten führt und somit ebenfalls der Ausstrahlung der Aufnahme entgegen wirkt.

Ich habe zur Verdeutlichung in meiner ersten Korrektur den Himmel oben beschnitten und unten ein entsprechendes Stück Wasser angesetzt. Nun allerdings ergibt sich ein Problem mit der Position des Schiffes. Dieses befindet sich jetzt seinerseits in der Mitte des Bildes, welches nun zu erstarren droht. Da das Schiff ohne Fahrt auf dem Wasser liegt, hätte die Fotografin eine andere Anordnung im Bild nicht durch früheres beziehungsweise späteres Auslösen erreichen können, sondern nur durch einen Wechsel des Aufnahmestandorts. Es bleibt aber doch sehr fraglich, ob ein Standortwechsel unter den vorgefundenen Bedingungen überhaupt möglich gewesen wäre.

Um wieder Spannung im Bild aufzubauen, habe ich eine zweite Korrektur erarbeitet. Dazu wurde die Seite links des Schiffes etwas gestaucht, und die rechte entsprechend gedehnt. Es erwies sich außerdem als notwendig, das Schiff ein wenig zu vergrößern, dabei wurde es noch ein kleines Stückchen nach links verschoben. Das Alles ist natürlich schon sehr aufwändig. Es ist die Frage, ob sich diese nachträgliche Bearbeitung wirklich lohnt. Andererseits aber wäre es ein Einfaches gewesen, diese Aspekte schon bei der Aufnahme zu berücksichtigen.

Als ultimative Optimierung des Motivs könnte ich mir zuletzt noch ein anderes Schiff als das hier gezeigte vorstellen. Statt des Luxusdampfers gehört in eine solche Landschaft doch ein richtig schöner alter Großsegler, etwa ein klassischer Walfänger.
Aber leider, man kann eben nicht alles haben.

Trackingnumber: tutor-002028


Author:   John Byers, Plano, TX USA
Date:   Oct 31, 2003 17:05
Size:   600 x 833
Type:   jpg
User's short description:   Barbed fence


Es sind wieder einmal die Bilder der banalen Dinge,

die mir unter den Einsendungen aufgefallen sind und die beweisen, dass diese unscheinbaren und alltäglichen Gegenstände fotografisch zu entdecken sich immer wieder lohnt.

Der von John Byers für seine Aufnahme als wertvoll und wichtig erkannte Drahtzaun ist solch ein Gegenstand, an dem wir in der Regel jeden Tag achtlos vorbeigehen würden - es sei denn, er versperrt uns gerade den Weg und hindert uns, zu unserem Ziel zu gelangen. Dann ärgern wir uns über ihn und wünschen ihn zum Teufel, besonders wenn wir bei Übersteigen des Drahtes auch noch ein hässliches Loch in unsere schöne neue Hose gerissen haben.

Als Menschen mit der Liebe zur Fotografie und der Leidenschaft, die Schönheiten und Eigenarten, die positiven und die negativen Aspekte der uns umgebenden Welt wahrzunehmen und fotografisch zu dokumentieren, vermögen wir aber mit wachen Augen durchs Leben zu gehen und auch die hinter den ganz banalen Dingen verborgenen Bilder zu erkennen, zu interpretieren und zu komponieren. Weil dieser Vorgang sich abspielt in Abhängigkeit des Denkens und der Gefühlswelt des Fotografen, kann ein fotografisches Bild nie eine rein dokumentarische Abbildung der Welt sein. Lassen wir zum Beispiel diesen Zaun von zehn verschiedenen Fotografen ablichten, so werden wir auch zehn ganz unterschiedliche Bilder erhalten, auch wenn die Aufnahmen gleichzeitig entstanden sind.
Demnach wird uns hier von John Byers nicht irgendeine Abbildung vorgestellt, sondern sein ureigenes, persönliches Bild des Zauns. Mit der Aufnahme wird uns Information nicht nur über die Eigenschaft des angerosteten Drahtes vermittelt, sondern auch über die Persönlichkeit von John.

Hervorragendes Merkmal dieses Fotos ist der gezielt eingesetzte große Kontrast von Schärfe und Unschärfe. Mittels dieser Technik gelingt es dem Fotografen, den Blick des Betrachters unmittelbar auf den Bildbereich zu lenken, welchen er selbst als Hauptthema seiner Abbildung bestimmt hat, hier also die drei parallel verlaufenden Zaundrähte mit ihrer Stachel-Bewehrung. Obwohl der Hintergrund ebenso wie der vordere Bereich der Drähte im Unschärfebereich liegt, lässt uns das Bild nicht im unklaren über den Zweck der Drähte, die Konstellation und die Umgebung: in der Unschärfe können wir den krummen und vom Wetter schon beinahe verwitterten Zaunpfahl erkennen wie auch die dünnen Baumstämme des lichten Waldes im Hintergrund.
Allein schon durch die Farbigkeit des Bildes können wir Rückschlüsse ziehen beispielsweise auf der Eigenschaft des Waldes und auf den Zeitpunkt dieser Aufnahme. Das changierende Braun im Bereich des Bodens lässt auf eine Bedeckung mit welkem Laub schließen, also auf einen Laubwald und auf eine herbstliche oder winterliche Situation.
Der Bildaufbau mit der alles beherrschenden Diagonalen des Drahtes vermeidet erstarrende Symmetrie durch die randnahe Platzierung des Zaunpfahles, welcher gleichzeitig der Diagonalen den Ausgleich einer starken Senkrechte entgegen setzt. Auf diese Weise kann die Linienführung ihre spannungsreiche Wirkung voll entfalten, ohne das Bild in zwei gleichwertige Hälften auseinander zu reißen.

Zugegeben, wir finden hier nicht ein superexotisches Motiv, wir haben es auch nicht mit dem kreativen Höhenflug irgendeines „jungen Wilden” zu tun, wir suchen vergeblich nach „neuem Sehen”. Aber ganz ehrlich: das alles vermisse ich hier auch überhaupt nicht. Dieses ruhige, beinahe stille Foto braucht das gar nicht, es ist in seiner „Banalität” einfach schön, es macht mir Freude und — das ist das Wichtigste — es macht dem Fotografen Freude.
Herzlichen Glückwunsch, John.
w w w . s h o o t i n g w o l f . d e


©

wolf eggers 2015-2024         alle Bilder dieser Website sind urheberrechtlich geschützt, widerrechtliche Verwendung wird strafrechtlich verfolgt