Author: Kari van den Dool, Stellenbosch, Western Cape - South Africa
Date: Aug 19, 2004 09:06
Size: 1500 x 1000
Type: jpg
User's short description: Elephants at a waterhole at night. I zoomed in while keeping the shutter closed to get the effect.
Viel wollen, mehr wollen, und noch etwas mehr —
und dann auf einmal war es doch zuviel.
Manchmal tauchen Bilder auf, die sich von vorne herein der leichten und zwanglosen Konsumierung entziehen, die schwer zugänglich sind und die dem Betrachter erstmal ein paar Rätsel aufgeben. Genau so ein Foto ist Gegenstand dieser Bildbesprechung.
Von Anfang an habe ich große Probleme, das Bild überhaupt zu verstehen. Ich muss mich sehr bemühen, das Motiv zu „lesen”, die umrisshaft sichtbaren Schemen zu „entziffern”. Und dann komme ich langsam dahinter, was ich eigentlich hier vor mir habe: die Gruppe der Elefanten, die konzentrisch in den Mittelpunkt des Bildes verlaufenden Wischspuren des Zoom-Effektes und — nur schwach sichtbar — die Silhouette des nach vorne gezoomten Elefanten-Anführers. Dann kann ich auch den kleinen See im Hintergrund identifizieren und mit sehr viel Fantasie die Bäume an dessen gegenüberliegendem Ufer.
Nun gut, natürlich wäre diese Szenerie eigentlich ein lohnendes und interessantes fotografisches Motiv, nur leider bleibt sie uns in dem von Kari van den Dool aus Süd-Afrika eingesandten Foto eben mehr oder weniger verborgen.
Im Grunde genommen sind mit der Überschrift dieser Bildbesprechung die bei der Ausarbeitung des Motivs gemachten Fehler charakterisiert: der Autor hat viel zu viel in dieses Bild einarbeiten wollen. Da ist der Zoomeffekt, da ist die sehr merkwürdige monochrome Farbverfälschung und da ist der angebliche Nachteffekt. Allzu gerne würde ich erfahren, welche Überlegungen ihn zu diesen Aktionen getrieben haben. Wollte er uns seine Fähigkeiten beweisen? Vielleicht ging es nur darum, alle ihm verfügbaren technischen Tricks auszuprobieren, die er sich im Laufe der fotografischen Erfahrung angeeignet hat.
Für die Wirkung des Bildes wäre die Beschränkung auf einen dieser Effekte wahrscheinlich schon absolut ausreichend und vor allem wesentlich erfolgreicher gewesen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Elefantenmotiv als ganz normales Foto, vielleicht gerade noch unter der Einbeziehung des Zoom-Effekts, einen richtig guten Eindruck gemacht hätte.
So aber kommen die Qualitäten der eigentlichen Aufnahme nicht richtig zur Geltung, und so kann ich diese auch nicht richtig beurteilen. Als kleinen Ausgleich dafür vermag das Bild uns zu dienen als gutes Anschauungsobjekt für die Wichtigkeit einer konzeptionellen Arbeitsweise in der Fotografie und der Reduzierung des Machbaren auf das Wesentliche.
Wir ziehen als Fazit:
Weniger ist meistens mehr!
Auf eine Sache muss ich noch eingehen. Der Autor erwähnt in seiner Kurzbeschreibung, dass er diese Aufnahme während der Nacht fotografiert habe.
Diese Angabe wirft einige Fragen auf.
Welchen Film hat er wohl benutzt, um trotz der nächtlichen Lichtverhältnisse ausreichend kurze Belichtungszeiten zur Vermeidung von Bewegungsunschärfe zu erhalten? Oder hat er etwa im Infrarotbereich fotografiert?
Einige Anzeichen im Bild erwecken den Anschein, dass es eventuell gar nicht während der Nacht, sondern bei hellem Sonnenschein fotografiert wurde und dann per Nachbearbeitung zur nächtlichen Anmutung gewandelt wurde.
Zum Beispiel: auch Nachts ist der Himmel heller als der Boden und nicht etwas dunkler, so wie auf dem Foto dargestellt. Und auch die Elefanten müssten sich eher als schwarze Silhouetten abbilden denn als helle. Da gehe ich doch jede Wette ein, dass unser Autor an seinem Foto die Tonwerte heftig bearbeitet und vor allem „umgekehrt” hat. Per Bildbearbeitung habe ich diesen Effekt durch erneute Umkehrung aufgehoben — und schon schaut die Verteilung der Helligkeitswerte doch etwas logischer aus.
Also - in solcher Form könnte ich der Aufnahme nun durchaus wieder einige positive Aspekte abgewinnen. Ich meine, in seiner Begeisterung für die Möglichkeiten der durch Bildbearbeitung erreichbaren Manipulationen und der Autor einfach ein Stück zu weit gegangen. Ein wenig Beschränkung wäre sicher der bessere Weg gewesen.